Sofia fragt nach!
Diesmal mit Oliver Sachs, Filmemacher sowie Prozess- und Projektbegleiter.
Oliver Sachs hat das Bildungsprojekt „morpheus“ entwickelt, welches mit Hilfe von Literatur und Erzählung Betrachtungen über Geld als gesellschaftsgestaltendes Werkzeug, sowie verschiedene Methoden zur Überwindung der Traumatisierung durch Geld vermittelt.
Seit 2013 ist die Zahl der Haushalte, die Ökostrom beziehen um 1,35 Millionen zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2016 wurde so viel Fleisch produziert wie nie zuvor. Schon am 29. April 2016 war der deutsche Overshoot Day – der Tag, an dem wir bereits alle Ressourcen, die uns fairerweise für ein Jahr zustehen würden, verbraucht haben. Der World Overshoot Day folgte am 08. August 2016 und rückt Jahr für Jahr weiter nach vorne.
Sofia: Wie fühlen sie sich angesichts dieser Tatsachen?
Oliver Sachs: Vor einigen Jahren bin ich fast verzweifelt, wenn ich solche Nachrichten gehört habe. Ich habe versucht an allen Brennpunkten gleichzeitig zu arbeiten. Besonders in meinem Beruf als Filmemacher wollte ich dann mit sinnvollen Filmen einen positiven Beitrag leisten und außerdem natürlich noch nachhaltiger konsumieren. Leider war beides zusammen nicht möglich, denn je sinnvoller die Projekte waren, desto weniger Geld gab es dafür. Spätestens als ich eine Familie zu versorgen hatte, konnte ich mir Nachhaltigkeit im Beruf nicht mehr leisten. Ich habe damals angefangen Werbefilme zu machen. Ein einträgliches Geschäft, allerdings nicht besonders sinnvoll und schon gar nicht nachhaltig. Ich habe also gegen meine Überzeugungen gehandelt und bin dabei fast in einer Depression gelandet. Wenn ich heute solche Nachrichten lese, dann spüre ich, dass viele Menschen mehr oder weniger bewusst in demselben Dilemma stecken, in dem ich mich befand. Es entsteht eine gigantische ökonomische Kraft der Ausbeutung und Zerstörung, oft aus Existenzangst geboren oder aus der Verdrängung. Heute verstehe ich die gesellschaftsgestaltende Kraft unseres Geldsystems und seinen Einfluss auf ökonomische Entscheidungen und zwischenmenschliche Beziehungen. Mein Menschenbild hat sich seitdem nachhaltig zum positiven verändert.
Sofia: Wie kamen sie dazu sich in diesem Bereich zu engagieren? Wie sieht ihr beruflicher Werdegang aus?
Oliver Sachs: Ich arbeite weiterhin als Filmemacher, aber das ist nur noch ein Teilbereich meiner Arbeit. Ich erforsche Möglichkeiten, das Thema Geld ins Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen. Viele sehr bekannte Erzählungen und teilweise weltbekannte Literatur beschäftigen sich mit diesem Thema. Manchmal sehr verschlüsselt, aber doch sehr gut belegt.
Geschichten vermitteln ökonomische Themen auf einer zugänglicheren Ebene als Powerpoint-Folien. Die Geschichte Momo von Michael Ende ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Diese Geschichte berührt den Leser und ist auch deswegen so bekannt, weil eine tiefe Wahrheit in ihr liegt. Die Bekanntheit von Momo ist eine große Hilfe, sie ist im kollektiven Bewusstsein verwurzelt,
auf das ich oft zurückgreife, wenn ich mit Menschen über Geld spreche. Wie in der Geschichte von Michael Ende kombiniere ich diese Bewusstseinsarbeit mit Werkzeugen des tiefen Zuhörens. Es besteht ein direkter, wenn auch nicht ganz offensichtlicher Zusammenhang zwischen der Art unseres heutigen Geldes und unserer Art zu kommunizieren. Das hat Michael Ende in seiner Geschichte beeindruckend herausgearbeitet und uns mit Momo ein großes Geschenk hinterlassen. Zu meiner ursprünglichen Medientätigkeit ist also heute noch die Entwicklung und Begleitung von Seminaren gekommen.
Sofia: Was gibt ihnen Kraft und Hoffnung mit ihrer Arbeit weiter zu machen?
Oliver Sachs: Ich bin davon überzeugt, dass in Geld – wenn wir es wirklich verstanden und bewusst gestaltet haben – ein wichtiger Schlüssel zu einem kraftvollen Wandel in Richtung einer lebenswerten Zukunft liegt. Unser aktuelles Geldsystem wirkt wie ein Verstärker der egozentrischen Seite der Menschheit. Ich glaube, dass wir mit einem neu gestalteten Geld die viel stärkere, liebevolle Seite des menschlichen Wesens aufblühen lassen können.
Bist auch du bereit? Dann komm zum Think Tank 2016 und erlebe zahlreiche echte Alternativen sowie spannende Workshops von Oliver Sachs und vielen anderen Referenten, am 08. Oktober in der Alten Kongresshalle!
Oliver Sachs leitet am 8.10. beim Think Tank 2016 zusammen mit Andreas Poggel den Workshop „Momo – Michael Endes Märchen wird erwachsen“.
(1) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21687-deutsche-fremdeln-beim-oekostrom
(2) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21760-so-viel-fleisch-wie-nie