Sofia fragt nach!
Diesmal mit Martin Betzold, Marketing Teamleiter bei Green City Energy.

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Seit 2013 ist die Zahl der Haushalte, die Ökostrom beziehen um 1,35 Millionen zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2016 wurde so viel Fleisch produziert wie nie zuvor. Schon am 29. April 2016 war der deutsche Overshoot Day – der Tag, an dem wir bereits alle Ressourcen, die uns fairerweise für ein Jahr zustehen würden, verbraucht haben. Der World Overshoot Day folgte am 08. August 2016 und rückt Jahr für Jahr weiter nach vorne.

Sofia: Wie fühlen sie sich angesichts dieser Tatsachen?

Martin Betzold: Das ist für mich ein schmaler Grad zwischen Alarmismus und Optimismus. Wobei ich dazu neige, das Glas lieber als halbvoll statt halbleer zu sehen. Warum das so ist? Da halte ich es mit der Erkenntnis des amerikanischen Essayisten Wallace Stevens: Wenn es um eine moralische Grundsatzentscheidung geht, also darum was RICHTIG oder FALSCH ist, treffen wir als Menschheit auf Dauer die richtige Entscheidung. Bürgerrechte. Gleichberechtigung. Apartheid. Atomausstieg. Energiewende. Klimaschutz. Wir haben es selbst in der Hand unser Verhalten anzupassen, und auf kurz oder lang werden wir das tun.

Sofia: Wie kamen sie dazu sich in diesem Bereich zu engagieren? Wie sieht ihr beruflicher Werdegang aus?

Martin Betzold: Ich habe meine Diplomarbeit zum Abschluss meines Tourismusstudiums über einen bedrohten Indianerstamm in Ecuador geschrieben. Meine Expedition in den Yasuní-Nationalpark im Amazonasgebiet hat mir auf erschreckende Weise vor Augen geführt, welche Zerstörungen unser Hunger nach Erdöl und Rohstoffen anrichtet. Es ist brutal.  Für mich war in diesem Moment  klar, dass wir auf diesem Planeten keine Zukunft haben, wenn wir unsere Energieversorgung nicht möglichst schnell auf 100 % Erneuerbare Energien umstellen. Ich habe daraufhin einen Entschluss gefasst und es mir zur Lebensaufgabe gemacht, die Energiewende durchzusetzen. Dann kam der Kontakt zu Green City, der Laden hat mich sofort überzeugt. Seit 10 Jahren arbeite ich nun bei Green City Energy als Marketingleiter und habe dazu beigetragen, ein mittelständisches Unterhemen aufzubauen, das eine unvorstellbare Kraft entfaltet. Aus bürgerschaftlichen Engagement heraus haben wir über 350 Millionen Euro Investitionen in Solar-, Wind- und Wasserkraftwerke ausgelöst. Ich habe den für mich größtmöglichen Hebel gefunden, dafür bin ich zutiefst dankbar. Ganz tief im Kern steht hinter Green City eine Überzeugung, und die teile ich voll und ganz: Wenn wir die Dinge verändern wollen, die uns wirklich wichtig sind, müssen wir sie selbst in die Hand nehmen. Das mache ich mit Herzblut jeden Tag.

Sofia: Was gibt ihnen Kraft und Hoffnung mit ihrer Arbeit weiter zu machen?

Martin Betzold: Unsere Erfolge. Vor 10 Jahren haben uns alle ausgelacht als wir Bürgersolarparks gebaut haben. Heute lacht keiner mehr! Wir haben einen Wandlungsprozess in Gang gesetzt, der nicht mehr aufzuhalten ist. Wir werden die Schlacht um die Energie- und Verkehrswende gewinnen, da bin ich ganz sicher. Ökostrom wird die Leitenergie der Zukunft, nicht nur im Bereich Strom, auch in den Sektoren Wärme und Mobilität. Es ist doch augenfällig: Wenn in 20 Jahren rund drei Viertel der Menschheit in urbanen Zentren leben werden, brauchen wir tragfähige Konzepte und Handlungsstrategien, um Städte in lebenswerte Orte zu verwandeln. Und genau das macht Green City. Und ich darf dazu meinen Teil beitragen – das ist mehr als genug Motivation für ein Berufsleben!

(1) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21687-deutsche-fremdeln-beim-oekostrom

(2) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21760-so-viel-fleisch-wie-nie

Martin Betzold hielt am 8.10. beim Think Tank 2016 den Vortrag „Im Wollpulli auf’s Börsenparkett? Wie man mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreibt“.