Sofia fragt nach!
Diesmal mit Valentin Thurn, dem Filmemacher und Produzent von TASTE THE WASTE und 10 Milliarden.
Der Filmemacher Valentin Thurn drehte über 40 Dokumentationen fürs Fernsehen, vor allem für ARD, ZDF und ARTE. Sein Film „Taste the Waste“ war einer der erfolgreichsten Dokumentarfilme in den deutschen Kinos 2011. Mit „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“, einer Dokumentation über die Möglichkeit, alle Bewohner der Erde mit Nahrungsmitteln versorgen zu können, gelang ihm 2015 ein weiterer Kinoerfolg.
Seit 2013 ist die Zahl der Haushalte, die Ökostrom beziehen um 1,35 Millionen zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2016 wurde so viel Fleisch produziert wie nie zuvor. Schon am 29. April 2016 war der deutsche Overshoot Day – der Tag, an dem wir bereits alle Ressourcen, die uns fairerweise für ein Jahr zustehen würden, verbraucht haben. Der World Overshoot Day folgte am 08. August 2016 und rückt Jahr für Jahr weiter nach vorne.
Sofia: Wie fühlen sie sich angesichts dieser Tatsachen?
Valentin Thurn: Die Situation ist widersprüchlich: Einerseits nimmt die Zahl der Menschen zu, die sich für nachhaltigen Konsum einsetzen, andererseits kommt der Markt kaum vom Fleck. Das wird sich nur ändern, wenn die Politik einen Rahmen schafft, indem diejenigen, die nachhaltig wirtschaften, belohnt werden. In erster Linie durch ehrliche Preise: Wer Umweltschäden verursacht, muss sie auch bezahlen. Der Kohlestrom-Verbraucher ebenso wie der Fleischesser.
Sofia: Wie kamen sie dazu sich in diesem Bereich zu engagieren? Wie sieht ihr beruflicher Werdegang aus?
Valentin Thurn: Ich habe Geographie studiert und Journalismus gelernt. Aber die ursprüngliche Motivation, mich zu engagieren, hat sicher mit etwas zu tun, was begann, bevor ich geboren wurde: Meine Mutter war nach dem Krieg in einem Gefangenenlager, die Erfahrung von extremem Hunger hat sie geprägt, und sie hat mir ihre Wertschätzung für Lebensmittel durch ihre Erziehung weitergegeben.
Sofia: Was gibt ihnen Kraft und Hoffnung mit ihrer Arbeit weiter zu machen?
Valentin Thurn: Mich motiviert das Gefühl, dass eine weltweite Bewegung entstanden ist, keine kurzlebige Modewelle, sondern eine Generation, die begriffen hat, dass wir unser Wirtschaften nachhaltig gestalten müssen, wenn wir die Erde nicht in ein Chaos verwandeln wollen. Bei über 50 Diskussionen pro Jahr, in Deutschland und aller Welt, lerne ich ein Kinopublikum kennen, dass sich nicht mehr mit einer Politik zufriedengeben will, die angeblich „alternativlos“ ist, aber auch selbst bereit ist, einen umweltverträglichen Lebensstil einzuschlagen.
(1) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21687-deutsche-fremdeln-beim-oekostrom
(2) http://www.klimaretter.info/konsum/nachricht/21760-so-viel-fleisch-wie-nie
Valentin Thurn hielt am 8.10. beim Think Tank 2016 den Vortrag „Was hat unsere Ernährung mit dem Klima zu tun? Bürgerschaftliche Netzwerke für eine Ernährungswende“: